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Wenn man von Friedrichstadt noch nie gelesen oder gehört hat (zugegeben: das ist unwahrscheinlich), kommt man beim Besuch aus dem Staunen so schnell nicht wieder heraus. Eine holländische Kleinstadt im hohen Norden? Das könnte man im Emsland erwarten, oder jedenfalls ein paar Kilometer von der niederländischen Grenze entfernt, aber in Schleswig-Holstein ...?
Dabei ist des Rätsels Lösung so einfach wie einleuchtend ...
Herzog Friedrich III. von Schleswig-Gottorf wollte die Gegend wirtschaftlich ein wenig aufpeppen (das hat man damals nicht so fein ausgedrückt natürlich). Da paßte es ihm recht gut in den Kram, daß in den Niederlanden einige Wasserbauer und Händler politisch verfolgt wurden (die Remonstranten). Denen bot er an, sich hier "oben" niederzulassen und eine Siedlung zu gründen. Die Niederländer konnten auch ihre eigene Sprache als offizielle Amtssprache mitbringen, und erhielten auch noch einige andere Privilegien. Glückstadt an der Elbe ist seinerzeit übrigens auch in ähnlicher Motivation gegründet worden.
Bei den Wasserstraßen bietet es sich ja direkt an, einen Steg zu haben und auch das passende Ruderboot:
Aber auch Oldtimerliebhaber gibt es hier, im Bild ein Ford Consul Capri (tatsächlich, das Modell gab es wirklich mal!):
Friedrichstadt ist nicht wild gewachsen, sondern - unschwer erkennbar - eine sogenannte "Planstadt" und quasi am Reißbrett durchgeplant worden. Trotzdem bietet die Stadt ein abwechslungsreiches Straßenbild mit sehr vielen kleinen und hübschen Details, die sich mindestens für einen ausgedehnten Tagesausflug lohnen. Sehenswert ist der Marktplatz im Frühling, wenn die Krokusse blühen.
Der Marktplatz sieht aus wie in einer alten niederländischen Stadt; offenbar waren die Bürger auch sehr wohlhabend.
Grachten ziehen sich durch den Ort.
Nicht alle Bürgerhäuser sind im holländischen Stil erbaut. Schön sind sie aber alle!
Besonders die Türen sind meist sehenswert gestaltet.
Holzbrücken führen hier und da über die Wasserwege:
Straße entlang eines Kanals / einer Gracht:
Manche Türen sind wirklich museumsreif - das gibt es heute ja alles nicht mehr:
Auch die Fassaden oder die Fenster sind vielfach nett anzusehen:
Häuser bis ins frühe 17. Jahrhundert säumen auch die Einkaufsstraße. Hier kann man nett im Café sitzen.
Und noch eine alte Tür!
Es gibt mehrere Kirchen in Friedrichstadt, die sind aber allesamt nicht sehr groß oder pompös. Also bescheiden, wie es dem Protestanten angenehm ist ...
Auch die eine oder andere Rückfront ist sehenswert.
Man muss zweimal hingucken ... der ist nicht echt, aber man sieht die Figur inzwischen schon recht oft.
Viele Straßen sind aus gutem Grund Einbahnstraßen. Man kommt aber sehr gut klar, weil der Tourist sowieso ein wenig außerhalb parken muss - alles Anwohnerparkzone!
Es gibt viele kleine Läden in den Nebenstraßen. Friedrichstadt ist sehr gut touristisch ausgerichtet.
Auch Giebel mit norddeutscher Backsteingotik gibt es hier:
An einem Nebenarm der Treene, die bei Friedrichstadt in die Eider fließt:
Eine Zugbrücke holländischer Bauart, wie man sie aber auch im Emsland und eben hier finden kann:
Am Marktplatz ist erkennbar alles touristisch geprägt.
Im Sommer kann man draußen speisen - es wäre hier allerdings nicht unbedingt mein Ding, weil es hier richtig voll ist und man auf dem Präsentierteller speist. Laut ist es auch, weil die Busse mit Wagenladungen voll Touristen gerade hier ihre Fracht entleeren ...
Und immer noch stand vor der Apotheke dieser hübsche Oldtimer, ein Ford Consul Capri:
Mancher Briefkasten ist ziemlich .... skurril:
Wenn die Krokanten ... pardon, Krokusse blühen, ist der Marktplatz sicher am schönsten:
Restaurants gibt es hier eine gute Auswahl.
Auf der anderen Seite reine Wohnnutzung der uralten Häuser:
Im Innern einer der Kirchen (Alte Kirche St. Knud):
Und zum Abschluß das älteste Haus Friedrichstadts, erbaut 1621: