Heute schreibe ich mir mal (wieder) ein wenig Ärger von der Seele. Wir waren am Sonntag mit Carlo zunächst in einem netten Café in Stein, bevor wir uns auf den Weg zum Weißenhäuser Strand machten. Das war dann schon ziemlich spät am Nachmittag, und wir hatten also nur wenig Zeit zum Fotografieren. Unsere Überlegung: es ist kalt und ein wenig trübe, also haben wir den Strand wohl fast alleine. Ideale Voraussetzungen für einen Fotonachmittag ... sollte man meinen.
Es war lausig kalt, bei 0°C wehte ein unangenehmer Wind von See heran, der die Finger schnell taub werden ließ. Carlo tobte am Strand ausgelassen herum, wagte sich aber auch nicht ins Wasser wie sonst. Ein paar Wellen haben seine Pfoten angenäßt, und er hielt deutlichen Abstand zur Wasserkante.
Was aber - abgesehen von dem kalten Wind - so ärgerlich war: der Strand liegt voll mit z.T. sehr altem Plastikmüll. Und hier sieht es nicht so aus, als ob das bei irgendwelchen Frachtern über Bord geflogen ist: hier liegen die Verpackungen von den aus heimischen Märkten bekannten Marken herum. Auch Reste zugeknoteter Müllbeutel sind erkennbar, dazu Wasserbecher und auch solche vom Typ "coffee to go und schmeiß achtlos in die Gegend".
Ich könnte echt abkotzen!
In den heruntergefallen Zweigen haben sich jede Menge Plastikreste verfangen. Die Dosen und der schwerere Müll liegen daneben.
Wir sehen rechts eine Käseverpackung aus einer hiesigen Supermarktkette. Stammt der Müll wirklich irgendwo "von Bord"? Oder ist der nicht eher von einer nahegelegenen Müllkippe herangeweht worden? Wie auch immer: der liegt hier schon lange .... sehr lange.
Der Rest eines ehemals zugeknoteten Müllsacks.
Und dasselbe nochmal, nur ein paar Meter weiter.
Um es mal so zu sagen: an diesem Tag sah der Weißenhäuser Strand aus, als hätte man in Luv eine Mülldeponie gesprengt!
Auch Netze und Deckel von irgendwelchen Dosen liegen hier buchstäblich neben-, auf-, über-, unter- und durcheinander. Welche Drecksau dafür verantwortlich ist, kriegt man ja bei diesen Mengen nicht raus.
Noch dazu scheint man hier zu glauben, das ist hier die deutsche Antwort auf Monte Carlo, Biarritz oder Saint Tropez. An der Imbißbude jedenfalls - derzeit noch geschlossen - wird für eine Portion "Pommes mit Ketchup und Mayo" ein Betrag von sehr sportlichen 4,00 Euro aufgerufen. Die anderen Preise sind dann in Relation dazu entsprechend ... Aber nun ja: solange es eben Gäste gibt, die diesen Preis zu zahlen bereit sind? (In Selent, nur ein paar Kilometer weiter, haben wir übrigens extrem leckere "belgische Pommes Frites" für 2,60 € bekommen).
Im Moment ist hier ja geschlossen - man kann also das Preis- /Leistungsverhältnis kaum beurteilen. Naja.
Ich kenne den Laden nicht - mag ja sein, dass eine Ladung Fritten rotweiß 4,00 Euro wert ist ... an einem so wunderschön gepflegten Strand!
Auf dem Parkplatz begrüßt einen das freundliche Schild "Wohnmobile /Wohnwagen verboten". Das Schild, soviel wird verraten, ist nicht der StVO entsprechend ausgestaltet und damit sehr wahrscheinlich ohnehin nicht wirksam. Was will uns der Parkplatzeigentümer, wahrscheinlich die Gemeinde dort, damit sagen? Nicht etwa: Übernachten verboten (das stünde ja dann da). Für Wohnmobile ist schon die Zufahrt zu diesem Parkplatz verboten! - Ja, ist das nicht richtig schön gastfreundlich am Weißenhäuser Strand? Und so nett: da sparen Wohnmobil-Urlauber sich glatt die teuren Pommes und fahren 10 Kilometer weiter an den Selenter See, wo man sie wesentlich freundlicher empfängt.
Auf dem Parkplatz steht natürlich auch, wie soll es in Deutschland anders sein, der "Kassenautomat". Selbstverständlich wird der Automat videoüberwacht, und selbstverständlich gibt es eine detaillierte Aufstellung über die anfallenden Gebühren. Der Automat war (noch!) abgeschaltet und offenbar brandneu. Natürlich gibt es einen Schlitz zum Hineinschieben des Parktickets, aha: man ahnt es schon, hier wird demnächst eine Schranke die Zufahrt versperren und den Platz für gute 35 Fahrzeuge gegen Falschparker schützen! Jawoll!
Wir betrachten daraufhin auch die Einfahrt, die einem Kieler Einkaufszentrum von den Dimensionen gut zu Gesicht stünde. Die Zufahrt hat natürlich eine Verkehrsinsel, und natürlich schöne neue blaue Schilder. Der deutsche Autofahrer ist ja viel zu blöd, um ohne Schilder unfallfrei auf so einen Parkplatz zu manövrieren (meint der Parkplatzbetreiber). Auf der Verkehrsinsel, schön gepflastert mit richtigen Bordsteinen und hoffentlich auch normgerechten Maßen, befindet sich eine anders gestaltete Fläche, auf der mit Sicherheit der zum "Kassenautomat" passende "Schrankenautomat" installiert wird und künftig die Zufahrt gegen die verbrecherischen Gratisparker absichert.
Der Imbiß mit WC am Weißenhäuser Strand: am WC fanden wir keine Gebührentabelle mit detailliert aufgeführten Gebührentatbeständen für die Benutzung, erstaunlicher Weise fanden wir auch nicht die deutschen Begriffe wie "Ordnungswidrigkeit" etc. am Klo, wie sie beispielsweise untem am Strand liebevoll auf ein paar Verbotstafeln aufgedruckt sind. Sollte die WC-Benutzung etwa gratis sein?
Man glaubt es nicht, bis man es wirklich sieht: der Weg wird zur Wasserseite von einer durchgehenden Leitplanke (Bauart "Autobahn") gesäumt, natürlich fehlen auch Verbots-, Droh-, Gefahren- und Warntafeln nicht. Schaut mal im Bild oben, durch die Verglasung vom Windschutz kann man das sehen: die Leitplanke geht durch bis wasweißich was dahinten liegt.
An der Absperrschranke, die am deutschen Strand auch nicht fehlen darf, war noch Platz. Was macht der deutsche Strandbewachungsbeamtenbürokrat? Er bringt ein Verbots- und Drohschild an: "Widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge werden kostenpflichtig abgeschleppt" - na, da macht uns Deutschen ja keiner was vor, wenn es um unsere Verbotsschilder geht!
(Ich frage mal an dieser Stelle nicht nach der Verhältnismäßigkeit, ob der Strandabschnitt von Strandabschnittsbefahrungsberechtigten so oft berechtigt befahren wird, dass das Abschleppen überhaupt zulässig wäre!)
Noch 15 Meter ist dieser Weg lang. Er endet dann sowieso an einer weiteren Schranke (hier wird es eines Tages mehr Schranken geben als 20 Kilometer rund um den Hamburger Hauptbahnhof). Der Witz ist jetzt dabei: dort trifft der Weg auf die Ausfahrt vom Parkplatz. Da steht kein Schild "30". Also, wer auf dem Foto oben nach links abbiegt und es durch die Schranke schafft, muss 30 km/h einhalten; wer den Parkplatz verläßt, benutzt denselben Weg und braucht das nicht ... herrlich deutsch: Schilder in die Gegend ballern bis der Arzt kommt ohne Sinn und Verstand, und nicht mal korrekt ...!
Die Leitplanke ist auf dem Weg eigentlich überflüssig: wer so blöd ist und hier seinen Wagen nicht auf der Straße halten kann, den soll eh der Blitz treffen. Gegen Leute, die mal zum Strand runtermöchten im eigenen Auto, kann die auch nicht gedacht sein (vorausgesetzt, hier hat überhaupt mal jemand "gedacht"). Denn diese steile Böschung ist höchstens was für Kampfpanzer und allrädrige Militärfahrzeuge. Aber wer weiß, das hat dem Konstrukteur ja vielleicht auch beim Bau so vorgeschwebt?
Keine Ahnung, was das darstellen soll: sieht aus wie eine Getränkebude oder so eine Art Souvenirstand wie in allen Ostseebädern (das Angebot erinnere ich noch gut: Plastik, Plastik, Plastik, allerprimitivstes Kinderspielzeug, bunte Fähnchen, Schäufelchen und Eimerchen ...). Aber davor steht ein Verbotsschild! Es soll vermutlich verhindern, dass hier die Leute den Durchgang zuparken. So, wie es angebracht ist, darf eigentlich die ganze Reihe nicht beparkt werden ...
Ich frage mich, was der ganze Krempel (Kassenautomat, Videoüberwachung, Schrankenanlage, gepflasterte Zufahrt plus eine Menge Verbots- und Gebotsschilder) so gekostet hat, und ob die Einnahmen die Kosten jemals decken würden. Das Geld wäre besser in die Einebnung der üblen Schlaglöcher und Ausspülungen auf dem gesamten Parkplatz investiert gewesen. Aber, so meine Vermutung, wahrscheinlich nimmt man "Gebühren" in einer Höhe von mindestens sportlichen 10,00 Euro pro Tag, dann wird sich das Ganze unter Berücksichtigung der laufenden Kosten sicher in 40 oder 50 Jahren amortisiert haben.
Niederschmetterndes Fazit:
Ein saudreckiger Strand, zugeballert mit Verbotsschildern, ein Imbiß mit, vorsichtig gesagt, abgehobenem Preisniveau und ein übel verwahrloster Parkplatz mit tiefen Löchern, bei dem man dem Besucher künftig richtig in die Tasche langen möchte. Noch mal hinfahren? Brrrr. Mich schüttelt es! Eher nicht.
Weitere Links zum Thema:
- http://www.meerart.de/der-weissenhaeuser-strand-an-der-ostsee/
- http://www.indernaehebleiben.de/weissenhaeuser-strand/
Ergänzung dazu vom 26.02.2017: Make Tristesse great again!