Der Jahresbeginn 2020 hat auch in unserem Fotoblog eine Änderung bewirkt: angesichts der Buschfeuer in Australien und der unverhohlenen Anstrengungen für einen weiteren, potentiell weltbedrohenden Krieg im Nahen Osten werden wir uns künftig auch politisch öffentlich äußern. Wir werden dies durch eigene Artikel tun oder durch Zweitveröffentlichung von anderen geeigneten Artikeln. Heute beginne ich mit einer eindrucksvollen und wirklich sehr lesenswerten Predigt. Der Autor - Chris Hedges - beschreibt zwar treffend die Zustände in den USA, aber wie wir ja leider inzwischen wissen, kriegen wir von jenseits des Atlantiks alles mögliche mit ein wenig Zeitverzögerung auch serviert.
Wenn künftige Generationen uns nicht als Mittäter verurteilen sollen, müssen wir die destruktiven Kräfte beim Namen nennen — und gegen sie aufbegehren. Chris Hedges ist nicht nur Pulitzer-Preisträger, sondern auch ordinierter Priester. Der folgende Artikel ist die Übersetzung einer von ihm gehaltenen Predigt in der Claremont Presbyterian Church in Claremont, Kalifornien. Dem radikalen Bösen die Stirn zu bieten, ist laut Hedges nicht nur eine moralische Pflicht, sondern auch die höchste Form der Spiritualität.
Immanuel Kant prägte den Begriff des „radikalen Bösen“ und meinte damit die Bevorzugung der eigenen Belange gegenüber denen anderer, sodass die uns umgebenden Menschen zu Objekten reduziert werden, die man für die eigenen Zwecke manipuliert und benutzt. Hannah Arendt, die den Begriff „das radikale Böse“ auch verwendete, sah darin mehr als das Behandeln anderer als bloße Objekte. Das radikale Böse, schrieb sie, machte eine große Anzahl von Menschen überflüssig. Sie besaßen überhaupt keinen Wert. Man entledigte sich ihrer als menschlichen Abfalls, sobald sie den Mächtigen nicht mehr von Nutzen waren.
Wir leben in einem Zeitalter des radikalen Bösen.
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