21.09.2016 - Wir haben uns am Morgen auf den Weg nach Landskrona gemacht. Das ist nicht sehr weit, und wir sind zu einer besonders günstigen Zeit auf dem Parkplatz, den ich mir schon rechtzeitig auf einem Satellitenbild angeschaut habe. Das ist hier perfekter als gedacht: gleich hinter dem Deich beginnt der Öresund, wir schauen aus dem Wohnmobil praktisch über den Sund nach Dänemark. Zwar rattern hier noch ein paar Reisebusse aus Dänemark hin und her, aber die werden abends sicherlich auch verschwunden sein.
Entlang der Promenade auf dem Deich stehen dekorative Kanonen. Es handelt sich auch um originale Stücke, offenbar wurden die aber nicht aus Bronze gefertigt, das wäre wohl ein zu wertvolles Material gewesen: nachdem die Kanonen veraltet waren, hätte man sie ansonsten eingeschmolzen.
Kormorane rasten vor Landskrona. Der Wellenbrecher ist voll mit Vögeln, die hier auf das nächste Schiff warten und auf die Fische, die im Kielwasser hochtreiben. Im Hintergrund: die nördlichen Vororte von Kopenhagen!
Ein alter Bunker aus Kriegszeiten ist heute verschlossen. Es dürfte sich um einen reinen Beobachtungsbunker gehandelt haben, denn da ist kaum Platz für irgendwelche Geschütze drinnen. Die wären ohnehin in der Zitadelle besser aufgehoben gewesen.
Ein moderner Wasserturm, wie er typisch für schwedische Städte ist. Diese Bauform sieht man hier sehr oft, wenn auch unterschiedlich hoch.
Kurz vor der Promenade liegt ein Wellenbrecher, auf dem zeternde Möwen gerade einen heftigen Streit austragen. Dazwischen sitzen andere Vögel, die das alles nichts anzugehen scheint!
Immer noch hängt hier ein Netz für Beachvolleyball. Der Strand ist sehr gut gepflegt, hier liegt kein Müll - wir sahen auch keine Schmierereien.
An der Promenade stehen außer den Kanonen auch eine Menge Skulpturen, die wir gar nicht alle zeigen können. Hier in Schweden hat Kunst im öffentlichen Raum sehr viel Bedeutung!
Wie fast überall in Schweden wächst auf den Felsen eine leuchtend gelbe Flechtenart. Das Wachstum ist sehr, sehr langsam: man ahnt, wie lange diese Steine unverändert vor Ort liegen dürften.
Die Kanonen sind mehr als 350 Jahre älter als der Bunker. Unschwer zu erkennen, dass sie auch untereinander nicht baugleich sind. Wahrscheinlich gab es irgendwo große Depots, wo die veralteten Kanonen aufbewahrt wurden, bis es wieder Interesse gab, sie öffentlich aufzustellen.
Baujahr 1689 steht hier auf dem seitlichen Lagerzapfen. Das ist anfaßbare Geschichte. Wer mal wissen will, was in dem Jahr losgewesen ist, als ein heute unbekannter Büchsenmacher diese eine Kanone für ein Schiff seines Königs schuf, schaut mal hier.
Diese Fähre läuft wohl auf der Strecke zur Insel Ven. Sie liegt mitten im Öresund, und genau westlich der Insel verläuft die Grenze zwischen Dänemark und Schweden. Ven ist übrigens bewohnt.
Wir begeben uns nun zur Zitadelle Landskrona. Immerhin haben wir ja auf dem dazugehörenden Parkplatz Station gemacht und wollen dort auch übernachten, wenn es geht.
Die dicken Türme haben heute natürlich keine militärische Bedeutung mehr. Aber das war einst eine der wichtigsten Festungen Schwedens.
Die Zitadelle hat in den Außenanlagen einen sehr großen Park mit einigen kleinen und schön angelegten Gärten. Noch immer - fast Oktober! - blüht hier alles, was die Farben nur hergeben!
Blick aus dem Park auf die Zitadelle mit unterschiedlich hohen Türmen, der Brücke und dem Wassergraben.
Detailaufnahme vom Turm und der Brücke zum Festungstor. Ein Teil der Festung diente lange Jahre als Gefängnis. Die Zitadelle Landskrona gilt als eine der am besten erhaltenen Festungen Europas.
In die kleinen Gärten, die sich entlang des Wassergrabens aneinander reihen, kann man mit Carlo natürlich nicht hinein. Er versteht das natürlich nur schwer und fiept ärgerlich, weil mal Frauchen - mal Herrchen allein in die Gärten gehen. Ohne Hund! Skandal!!
Die Schweden mögen farbige Gärten, und überall sind Blumenbeete angelegt - wenn nicht die Natur schon von sich aus einen bunten Anblick liefert. Auch in den Städten herrscht lebhafte Farbigkeit, nicht nur wegen der vielen Blumenkästen und -beete.
Über die schmale Brücke kommt man in den Innenhof der Festung.
Das ist der Nordturm der Festung, der einst als Gefängnis diente. Angesichts der kaum vorhandenen Fenster mag man sich ja nicht vorstellen, wie die Haftbedingungen damals da drin gewesen sein dürften.
Die Türen zu den einzelnen Trakten sind alle erhalten und haben "nur" moderne Türdrücker bekommen. Was die betrifft, so finden sich diese Modelle bis zum Abwinken rauf und runter in Schweden, in erstaunlicher Gleichförmigkeit.
Hier ist der Nordturm noch einmal aus dem Innenhof heraus zu sehen. Hier gibt es zwar mehr Fenster als außen, aber es wird innen dennoch reichlich dunkel gewesen sein. Wahrscheinlich wurden die Fenster bei Gefängnissen des 19. Jahrhunderts auch nicht sonderlich oft geputzt.
Die Ziffern sind viel später aufgemalt worden. Die Leuchten stammen aus den Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts.
Im Hauptgebäude ist ein Museum untergebracht und dazu noch ein - sehr teures - Restaurant. Wir sind nicht mal zum Gucken rein, weil zufällig alles rappelvoll mit dänischen Touristen war. Recht seltsam: die dänischen Frauen, allesamt mindestens 60+x, kamen rudelweise aus dem Gebäude und haben sich eine Kippe an der nächsten angesteckt. So viel Qualmerei auf einem Haufen habe ich auch noch nicht gesehen.
Das kleine Wachgebäude wird natürlich auch anders genutzt heute, aber wir konnten nicht herausbekommen, wofür.
Ein Rabe saß unweit vom Wohnmobil im Baum. Offenbar konnte der sogar ein paar schwedische Worte, denn er gab ein paar Laute von sich, die tatsächlich wie Sprache mit einem fürchterlichen Dialekt klangen: und die Passanten blieben stehen, schauten hoch, hörten zu und lachten: wahrscheinlich hat er etwas Witziges gesagt?
Abends kehrt die Fähre von der Insel Ven zurück. Jetzt ist die Sonne schon deutlich früher "unten" als noch zu Anfang unserer Reise!
Jetzt ist auch in Landskrona überall Feierabend, und der Park füllt sich bei diesem schönen Abend rasch mit Spaziergängern.
Selbst Carlo ist ganz still und schaut lange und offenbar nachdenklich auf den Öresund hinaus. Ob er ahnt, dass der Urlaub sich nun wirklich dem Ende zuneigt und wir schon bald wieder zuhause sein werden?
Es ist jetzt ungefähr 19:00 Uhr, und die Sonne ist schon sehr weit unten angekommen. Die Vögel sind von den Wellenbrechern verschwunden - offenbar haben sie nur noch die letzte Fähre abgewartet und die Fische, die im Kielwasser hochgekommen sein mögen.
Nunmehr ziehen die Vögel in die Stadt hinein. Wahrscheinlich machen sie es sich auf den Dächern und Bäumen in der Stadt gemütlich, denn hier an der Küste ist es nachts schon etwas kühl.
Wir ziehen uns ins Wohnmobil zurück und essen zeitig Abendbrot. Es ist nachts wirklich ruhig hier, und wir können eine schöne Nacht direkt am Öresund genießen.
Hier die Lage von Landskrona, die Markierung zeigt den Parkplatz:
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