19.09.2016 - Schon um 07:00 Uhr sind Angel und Carlo am See verschwunden, um Nebelfotos zu machen. Heute dürfte es einen weiteren trockenen Tag geben, meint der Wetterbericht. Heute wollen wir ohne festes Ziel einfach nur weiter Richtung Westküste fahren. Leider steht das Ende des Urlaubs ja "schon" bevor.
Wir begegnen in ganz Schweden unterwegs überall solchen "Meilensteinen". Eine skandinavischeMeile ("mil") ist exakt 10.000 Meter lang. Sie ist heute in Schweden noch recht gebräuchlich, besonders für längere Entfernungen. In Dänemark heißt sie "schwedische Meile" und wird kaum verwendet. In Finnland ist die Verwendung ebenfalls selten. Man sollte in Schweden also gerade bei größeren Entfernungsangaben aufpassen, welche Maßeinheit verwendet wird: wer "mil" mit der englischen Meile gleichsetzt (~ 1.600 Meter), irrt sich um einen sehr ansehnlichen Betrag!
Durch den Bolmen und dessen zahlreiche Buchten führt eine stillgelegte Eisenbahnstrecke, die heute mit dem Rad oder zu Fuß erkundet werden kann.
Carlo mag die schwedischen Seen sehr gerne, und wenn wir nicht aufpassen, ist er sofort drin. Ist ein wenig störend, wenn wir gleich weiterfahren wollen: dann muss erst der Hund aufwendig abgetrocknet werden.
Die Eisenbahnbrücke über den Fettjesund gehört zur stillgelegten Strecke Halmstad-Bolmen. Schon 1966 wurden die letzten noch aktiven Teile der Strecke stillgelegt.
Immer noch erkennbar ist auf der Brücke, dass die Schweden um etwas 1889 (wahrscheinliches Baujahr der Brücke) deutschen Stahl einkauften. Hier ist immer noch die Herstellerangabe "Peiner Walzwerk Nr. 16" zu sehen. Auch heute noch wird in Peine Stahl produziert (Peiner Träger GmbH). Das Unternehmen gehört heute zum Salzgitter-Konzern.
Im Bolmen und im Fettjesund gibt es zahllose, natürlich unbewohnte Inseln. Die Wege schlängeln sich hier durch sehr viel unberührte Natur.
Das Schild warnt unterhalb eines Kraftwerks bei Skeen davor, dass sich die Schleusen ohne Vorwarnung öffnen können. Wir hatten ja in Trollhättan die Wucht dieser Schleusenöffnung sehen können. Solche Warnschilder stehen noch weit unterhalb der Kraftwerke in Schweden, man tut gut daran, sie ernst zu nehmen.
Am Rand einer kleinen Nebenstraße fanden wir diese tatsächlich aus GFK geformte Halle. Nur der Eingangsbereich mit den Toren ist aus Stahlblech zusammengeschweißt. Sowas haben wir bei unseren Besuchen noch nie gesehen, also mal anhalten und genau hinsehen. Die Kugel ist gute 12 Meter hoch und hat etwa 15 Meter Durchmesser.
Die Rückseite sieht so aus, als habe es hier einen Deckel von etwa 5m Durchmesser gegeben. Der Sinn dieser Konstruktion erschließt sich uns nicht, denn vorne ist ja ein großes Tor.
Durch die Lüftungsöffnung an der Rückseite paßt gerade eben eine Kamera, also mal geschaut ... von innen sieht es aus, als ob oben eine Etage abgeteilt ist, aber eine Treppe /eine Leiter sehen wir nicht. Im Innern gibt es nur Straßen-Zubehör (Absperrungen, Warnschilder usw.). Und ein Auto steht auch noch drin. Vermutlich gehört das zu einer Straßenmeisterei, und ein Angestellter parkt hier tagsüber seinen Wagen. Die Konstruktion ist aber für eine Lagerhalle sehr ungewöhnlich, denn runde Räume sind für Lagerzwecke einfach nur schlecht (Raumausnutzung!), und die GFK-Bauweise auch verglichen mit einfachen Holzhäusern wohl auch zu teuer.
(Wer selber mal gucken will: 56°46'37.30"N, 13°34'41.04"E)
An den schwedischen Holzhäusern mag man die geschmackvollen Farben und die angenehmen Proportionen. Die Wohnfläche ist gar nicht mal so groß, aber gut ausgenutzt. Schaut mal im Giebel nach den Viertel-Fenstern links und rechts. Auch das sind Bodenkammern, die als Abstellraum genutzt werden oder zum Wohnraum gehören.
Wir fahren weiter und kaufen in Bladhult noch mal ein. Das dürfte auch so ziemlich das letzte Mal für diesen Urlaub sein, denn nun brauchen wir ja nicht mehr viel. Diesmal verzichten wir auch darauf, Käse- und Knäckebrotvorräte mitzunehmen. Wir haben nämlich keinen Platz mehr, Carlo braucht nämlich auch ordentlich Platz.
Auch unterwegs an der 523 gefunden, ein paar Kilometer südlich von Lidhult: ein Grundstück mit jeder Menge Kunst und Trödel.
Hier steht viel durcheinander, wahrscheinlich wird hier Trödel ("loppis") verkauft. Jedenfalls macht es Spaß, die Sachen anzuschauen.
Auf einen Felsen ist eine Art bunter Salamander gemalt. Der Stein hat gute zwei Meter Durchmesser - ein Kunde hätte dafür erstmal ein Transportproblem.
Wir wissen schon gar nicht mehr so recht, wo nun welcher Fluß unseren Weg kreuzte. Wenn es dämmert, hört man gern das Rauschen und sieht im Hintergrund bei den Häusern die Lichter angehen.
Auch hier stoßen wir aber auf Reste der alten Bahnstrecke. Diese Brücke ist heute die Zufahrt zu einem Wohngrundstück.
Beim Schreiben dieses Artikels rufe ich mir den aufgezeichneten GPS-Track in Google Earth nebenbei auf. Wir sind an dem Tag nur wenige Male auf die Hauptstraße gegangen. Sehr lange Strecken sind wir zwischen 20 und 40 km/h gefahren ...!
Kurz vor Ängelholm verschwindet die Sonne, und die Lichter beginnen am Horizont zu funkeln. Wenn sich jemand übrigens wundert: ja, in Ängelholm waren wir in diesem Urlaub schon mal (Schweden 2016 - Tag 2/3 - Malmö bis Ängelholm). Der Strand liegt aber ideal für die Rückfahrt, und im Wäldchen läßt es sich trefflich übernachten.
Nur Carlo guckt ein wenig skeptisch. Dunkelheit bedeutet nämlich, nicht mit dem Frisbee spielen zu dürfen. Aber wir sind bald am Strand, und so ist er schon ziemlich aufgeregt, ob er morgen wohl baden darf (ja!).
Hier die Lage der Brücke über den Fettjesund:
Hier geht es zum nächsten Tag unserer Reise: Schweden 2016 - Tag 26 - Am Strand von Ängelholm