11.09.2016 - Nach dem gestrigen Tag hatten wir abends noch einmal uneingeplant ein Hunde-Bad zu erledigen: Carlo ist genau an der Stelle aus dem Wasser gelaufen, wo ziemlich übelriechende Algen den Weg auf den trockenen Strand versperren. Kleiner Hund stinkt jetzt wie ein ganz Großer! Also Wasser aus dem Kanister, denn wir haben keine Außendusche installiert ... und schrubben ... vor allem verhindern, dass Carlo nochmals in den Seetang rennt und sich drin herumrollt - manchmal macht er sowas.
Wir genießen einen hellen Tag mit viel Sonne bei wolkenlosem Himmel. Die Ostsee ist ruhig, aber etwas windig ist es schon. Dieser Artikel ist mit 43 Bildern ziemlich "bilderlastig". Aber man weiß ja nie, wann man aufhören soll . Ganz unten findet sich, um Euch noch besonders lange auf dieser Seite festzuhalten, ein etwa vierminütiger Videoclip mit Carlo, Sonnenuntergang, dem Leuchtturm ...
Die kleine verfallene Mole wird für die Bewohner der winzigen Feriensiedlung nebenan zur Badestelle:
An der Ostküste Ölands ist es nicht so einfach, einen ruhigen Platz an der See zu finden. Die Wege führen vielfach nur zu Privathäusern, oder sie enden an einem Steg wie diesem - ohne jeden Parkplatz, auf dem man ein Wohnmobil mal "an die Ecke" stellen könnte. Da wir sehr darauf achten, niemand zu belästigen oder zu behindern, parken wir auch immer dort, wo wir wohl keinen stören. Das konnten wir auch schon mehrfach in Schweden so durchziehen. Platz gibt es genug! (Wir parkten übrigens über Nacht hier)
Es gibt auch genügend Tankstellen in Schweden. Manche sehen aus "wie bei uns", also Häuschen, Kassierer, Shop ... aber einige hier oben sind ganz anders! In Schweden braucht man normaler Weise nie in den Shop zum Bezahlen, weil man das immer an der Zapfsäule erledigen kann. Kreditkarte rein, PIN eingeben und ggf. noch die Zapfsäule wählen, dann kann man tanken. Das ist so einfach, das würde bei uns in Deutschland niemals funktionieren. Manche Zapfsäulen schalten nach erreichten 400:- SEK ab. Weil wir gerade im Norden schon tanken, wenn wir auf etwas "unter halb voll" runter sind, kriegen wir trotzdem den Tank immer voll.
Es gibt aber auch Tankstellen, da liegt nur ein riesiger Tank unter einer Überdachung, mit einem Automaten wie dem im Bild daran ... das war es dann auch schon, nix Shop, nix Personal, gar nichts ... an so einer Tankstelle füllen wir heute mal auf:
Habt Ihr auf das durchgestrichene "Maestro"-Zeichen geachtet? Die EC-Karte hat uns über weite Strecken gar nicht mehr geholfen, aus welchem Grund auch immer. Ohne VISA (oder vergleichbar) würde ich niemals nach Schweden fahren. Tanke mal einer mit Bargeld an so einem Automat ...!
Ziel ist für heute die Burg Eketorp. Hier wird erst mal gefrühstückt, dann machen wir uns auf zur Besichtigung. Kleiner Schreck vorne an der Tür - ein Schild informiert uns, dass seit ein paar Tagen Saisonschluß ist. Darunter dann die einladenden Worte: "besucht die Burg auf eigene Faust, die Tür ist offen." Stimmt:
Wir müssen allerdings nacheinander rein. Hunde dürfen die Burg nicht betreten. Das ist etwas ungewohnt für uns, aber in Schweden ist man da nicht ganz so lax wie bei uns. Das Gelände ist überschaubar und würde wahrscheinlich schnell an allen Ecken und Enden mit Tretminen verseucht sein. Die liebevoll restaurierten Gebäude nähmen es vielleicht auch übel. Also wartet jeweils einer von uns draußen und spielt mit Carlo (der sich aus Burgen überhaupt nichts macht, nebenbei gesagt):
Die Burgmauern sind, soweit man sehen kann, fast ohne Mörtel aufgeschüttet. Heute sind die Mauern natürlich gerade oben stabilisiert. Unten ist die Mauer mehrere Meter dick, sie verjüngt sich nach oben.
Der Blick in den Innenhof von Burg Eketorp - der Hof hat etwa 80 Meter Durchmesser:
Die reetgedeckten Häuser sind allesamt geschlossen und Teil des Museums. Weil jetzt Saisonschluß ist, kommt man "nur" an die Außenanlagen. (Der Vorteil ist: man kann ungestört fotografieren )
Es finden sich auch bemalte "Runensteine" im Innern der Burg. Das Muster ist heute sicherlich extrem fragwürdig, gleichwohl werden die Schweden dieses Symbol sicher auf seinen geschichtlichen Kontext geprüft haben. Einige Schilde, die z.B. in der deutschsprachigen Broschüre über das Museum zu sehen sind, tragen ähnliche Muster.
Die Mauerkrone ist mit Brettern zum bequemen Begehen ausgestattet. An dem Torhaus in Bildmitte erkennt man sehr schön die Mauerneigung. Nehmen wir mal an, die Neigung sei außen genauso ausgeführt und schätzen wir die Mauerkrone auf 3 Meter Breite, so dürfte die Mauer am Fuß nicht weniger als 6 ... 7 Meter stark sein.
Blick in den Innenhof von der Burgmauer aus, die Zäune am unteren Bildrand entsprechen in der Bauart dem, was heute noch vielfach in Schweden als Zaun verwendet wird. Man muss gleich hilfreich dazusagen, dass in Schweden das Einzäunen von Grundstücken nur dort erfolgt, wo Vieh weglaufen könnte ... oder in Sicherheitsbereichen ... es ist sehr unüblich, ein Privatgrundstück zu umzäunen!
Die Häuser mit einer anderen Konstruktion auf der anderen Seite - der Unterschied: oben sind Ställe und Schuppen zu sehen, unten die Wohnhäuser und Werkstätten.
Die Mauerkrone im Detail:
Die Mauerkrone im Detail, noch näher herangeholt - kein Mörtel hält die sorgfältig behauenen Steine zusammen!
Selbst die Steinmauern bieten noch der einen oder anderen Blume einen Lebenraum:
Einige Hütten werden immer noch mit den damaligen Möglichkeiten rekonstruiert. Das erlaubt einen schönen Einblick in damalige Bautechniken.
Der Eingang zu einer Scheune oder einem Stall:
Vergittert mit Fenster ... sieht aus wie ein Kerker, eher anzunehmen aber ist, dass es sich um den Dorfbrunnen handelte. Oder doch ein Kerker ...?
Zusammengebundene Birkenäste gleicher Länge lehnen an der Holzwand. Vielleicht sind es Hilfsmittel für den Bau, oder Streben für eine mobile Umzäunung?
Hier sieht man, wie ein Rundbogen über einer Holzlehre gebaut wird. Auch solche Konstruktionen sind ohne Mörtel grundsätzlich möglich. Bis zu einem gewissen Grad wird der Bogen durch Gewichtsbelastung von oben noch weiter stabilisiert. Das herauszubekommen, ist wohl Erfahrungssache.
Wir begeben uns nun wieder zum Parkplatz. Carlo hat ja lieb gewartet und konnte auch nicht viel frei herumlaufen. Jetzt gibt es eine Runde Frisbee (sein Lieblingsspielzeug!), und als Besonderheit kann Carlo noch über die halbmeterhohen Begrenzungen zwischen den Parkplatzabschnitten setzen! Macht ihm riesigen Spaß, wie man sieht:
Uns fällt bei der Abfahrt noch dieses Wohnmobil aus dem Kreis Plön auf, offenbar ein Selbstbau und ganz eindeutig ein Schwedenfan! (Wer sein Fahrzeug erkennt, mag uns anschreiben und bekommt das Bild "in groß")
Rund um die Burg gibt es noch das eine oder andere frühchristliche Symbol. Die Schafe sehen das gelassen - Glaubenskriege werden nie durch Schafe entfacht.
Neben der Burg gibt es über mehrere hundert Meter verstreut noch weitere Häuser. Auch das sind Nachbauten, die heute musealen Zwecken dienen.
Nach einem ausgedehnten Spaziergang durch die Burganlagen und der täglichen Spielstunde mit dem besten Hund der Welt fahren wir langsam weiter nach Süden. Wir wollen an die Südspitze Ölands zum Leuchtturm Långe Jan ("Langer Jan"). Es ist der größte Leuchtturm Skandinaviens und wurde schon 1785 in Betrieb genommen. Nach etlichen Umbauten ist er immer noch in Betrieb, wenngleich auch automatisiert und ferngesteuert. Man kann für 20:- SEK einmal hinaufklettern, aber das Vergnügen haben wir uns leider ersparen müssen ... ich bin nicht so höhenfest, und mein Aufstieg auf den Leuchtturm von Bagenkop hat mir schon gereicht ... brrr.
Kühe sind jedenfalls allgegenwärtig auf Öland: die Südspitze ist wieder Naturschutzgebiet, und sie fühlen sich dort sehr wohl. Das Tempolimit liegt auf der einspurigen Straße sehr niedrig, und das hat auch guten Grund ... die gehen von sich aus schon mal nicht zur Seite.
Die Wohnmobile im Hintergrund sind bald fast alle verschwunden. Auf dem großen Parkplatz stehen wir bei Einbruch der Dunkelheit völlig alleine. Am Nachmittag sind hier allerdings noch etliche Besucher unterwegs. Und es lohnt sich! Vor der Küstenlinie auf den Felsen rasten zehntausende Vögel und auch Seehunde. Dafür ist das Naturreservat Ottenby bekannt, es gibt auch eine Vogelwarte hier.
Der Leuchtturm Långe Jan wäre heute geöffnet für den Aufstieg. Nicht täuschen lassen, der sieht nur so klein aus ... er ist 41,6 Meter hoch, nicht ganz doppelt so hoch wie der Hörn-Campus in Kiel. Rechts unten ein kleiner Shop, man bekommt da auch die Karten für den Leuchtturm-Aufstieg. Die Tür steht aber vertrauensvoll sowieso offen.
Hier befinden sich viele Bauten, die früher den Leuchtturmwärtern für die Unterbringung von Personal und Gerät dienten, hier der Eingang zu einem halb unterirdischen Vorratskeller:
Die Kanonen sehen für mich nicht so aus, als wären sie dort für Verteidigungszwecke aufgebaut. Für einen "scharfen Schuß" wirken auf einen Laien wie mich die Lafetten viel zu schwach. Ich vermute, es sind eher Signalkanonen, die "nur" eine Art "Böllerfunktion" für Signalzwecke hatten. Es war früher nicht unüblich, bei Nebel eine Kanone abzufeuern. Schiffe im Nebel konnten dann wahrnehmen, dass sie immerhin in Hörweite einer potentiell gefährlichen Küste segelten.
Der Leuchtturm von ganz nah:
Eines der Häuser für die Leuchtturmwärter, heute immer noch bewohnt (wohl temporär von Vogelwarten):
Carlo findet das Gelände wahnsinnig interessant. Er würde sicher die Teile des Rastraums hinter den Gattern noch sehr viel aufregender finden: doch hier ist (man kann es am Gatter im vorigen Bild auch sehen) absolutes Hundeverbot. Die dort rastenden Vögel werden durch Hunde zu stark beunruhigt. Ihm bleibt also nur, auf unsere baldige Weiterreise zu hoffen und das schöne Wetter mit den interessanten Gerüchen zu genießen. Windig ist es hier sogar sehr, im Schatten wird es schnell ziemlich kühl.
Der Mensch darf sich jenseits des ersten Zaunes aufhalten. Es gibt auch Beobachtungshütten, bis zu denen man gehen kann, ohne die Vögel zu stören.
Mit dem langen Teleobjektiv kann man die vielen Vögel auch nicht auseinanderhalten:
Ein Kormoran, aus altem Eisen künstlerisch zusammengesetzt, markiert den Eingang zu der informativen Ausstellung. Es gibt hier auch noch ein kleines Café, das aber früh schließt und bald Winterpause machen wird.
Bei ICA in Schweden gibt es total leckere* Fleischrollen zum Kauen für unseren Carlo, die Packung für 115 :- SEK. Nicht so billig, aber für den Hund ein wirklicher Genuß, wie man sieht. Die Marke haben wir leider nicht aufgeschrieben, aber man kriegt sie hier leider nicht. ICA hat sie auch online nicht gelistet.
* = sagt Carlo!
Langsam verschwindet die Sonne im Westen unter dem Horizont. Wieder mal haben wir einen Ort erwischt, an dem wir einen herrlichen Sonnenuntergang erleben können. In einer Beobachungshütte kann man windgeschützt sitzen und den Sonnenuntergang genießen. Das windgeschützte Sitzen ist auch notwendig, denn im scharfen Wind ist es schon ar...kalt.
Während die Vögel langsam zur Ruhe kommen, sinkt die Sonne weiter und weiter, hinterläßt dann rasch nur noch ein paar rosa und golden angehauchte Wölkchen am klaren Himmel. Übrigens machen sich jetzt auch die meisten Besucher auf den Heimweg.
Im Leuchtturm fallen nun auch die farbigen Fenster auf - ob sie eine Funktion für die Navigation haben, weiß ich nicht. Aber immerhin befindet sich eine sehr starke Leuchte mit Fresnellinse dahinter.
Neben dem Leuchtturm ist nun auch der Mond erschienen. Die Nacht ist klar und deswegen auch recht kühl, wir müssen aber auch in dieser Nacht die Heizung im Wohnmobil noch nicht einschalten.
In der kleinen Ansiedlung brennt hier und da noch ein einsames Licht. Draußen ist jetzt niemand mehr, nur in der Vogelwarte scheint noch jemand zu sein.
Der Eingang zum Shop ist auch noch ein wenig beleuchtet. Wir können hier mit Carlo ganz alleine spazierengehen.
Als die Nacht vollständig hereingebrochen ist, steht der Mond weiter oben am Himmel. Unten links ist das Haus der Vogelwarte zu sehen, mit erleuchteten Fenstern. Das oben gezeigte Fenster mit den roten und grünen Gläsern erkennt man unterhalb des starken Lichtstrahls. Aus dem kleinen Fenster dringt auch ein ziemlich starkes Licht, vermutlich ist es tatsächlich eine Peilmarkierung. Oben das kreisende Hauptlicht ist mit seinem starken Strahl sehr gut zu erkennen. Der Strahl ist übrigens nicht schräg nach oben gerichtet, wie man meinen könnte; er ist waagerecht ausgerichtet und zeigte im Moment der Aufnahme auf einen Punkt etwa rechts hinter mir.
Die Karte vom Ottenby Naturreservat:
Die Seekarte dazu kann hier eingesehen werden. Für den Leuchtturm ist nur ein weißes Licht rundum eingezeichnet - was es mit dem rotgrünen Fenster auf sich hat, ergibt sich leider nicht daraus.
Hier noch ein kleiner Videoclip, im Vollbild kommt der am besten (FullHD). Sorry für das Wackeln, es war arg windig während des Abends!
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