10.09.2016 - Heute ist wieder wunderschönes und wolkenfreies Wetter. Und ziemlich warm ist es außerdem auch noch - da sind wir froh, dass wir heute nur ein kurzes Stück fahren und einen guten Teil des Tages am Strand verbringen. Insbesondere das Wrack der "Swiks" hat es uns angetan - das Schiff ist 1926 dort gestrandet, und die Reste sollen äußerst fotogen sein. Also los!
Der Weg zum Naturschutzgebiet Trollskogen an der nordöstlichen Spitze Ölands ist nicht weit, aber sehenswert. Praktisch fahren wir um die Bucht Grankullaviken einmal herum und sind dann da. Der Parkplatz ist nicht sehr groß, aber ausreichend. Hier stehen noch einige z.T. geschlossene kleine Informations-Buden. Unter anderem gibt es dort eine Ausstellung von Strandgut zu sehen, das an der Ostküste angeschwemmt wurde. Die Sammlung ist ziemlich beeindruckend. Der meiste Müll aber, so das Fazit, dürfte allerdings schon auf dem Meeresgrund gelandet sein.
Wir sind unterwegs Richtung Trollskogen:
Der Name "Trollskogen" läßt sich in zwei Teile zerlegen - "Troll" und "Skogen", wobei letzteres für "Wald" steht. Der Name bedeutet auf Deutsch daher wohl eher "Wald der Trolle" und nicht unbedingt "Zauberwald", wie uns die Wikipedia glauben machen will. Jedenfalls geht es durch einen ganz schön seltsamen Wald auf einem ziemlich unebenen Pfad Richtung Strand:
Am Strand und auch sonstwo befinden sich, ohne jede Aufsicht und ohne Scheu vor Besuchern, viele Kühe - auch sie genießen den wunderschönen Tag. Manche liegen auch im Schatten und lassen sich gern den Kopf kraulen; andere untersuchen den kleinen Rastplatz mit Tisch und Bänken, ob die Besucher was Leckeres vergessen haben. Carlo kennt Kühe, und die scheinen es zu merken - alles entspannt, die Tiere sind untereinander alle friedlich.
Am Strand finden sich kleine Wrackteile, aber das sind noch nicht die Reste der "Swiks":
Zur Geschichte der "Swiks": Der Dreimaster geriet 1926 in einer Winternacht auf dem Heimweg von Deutschland nach Åland in ein Unwetter mit Schneefall und starkem Nordostwind und lief auf eine Sandbank vor der Küste auf. Die sieben Mann Besatzung konnten sich mit Beibooten retten und erreichten Grankullavik. Jetzt liegt das Schiff - 90 Jahre später! - immer noch an diesem Ort, allerdings ist der Zerfall natürlich schon sehr stark.
In dem Naturschutzgebiet ist es eine Attraktion. In einem Diskussionsforum las ich einen Beitrag aus 2011, der Kapitän wäre noch am Leben. Sein Name sei Lars Fengstad gewesen. Dazu hat es vermutlich auch eine Facebook-Gruppe gegeben, aber diese Seiten sind heute nicht (mehr) erreichbar.
Die "Swiks" war ziemlich stabil gebaut, von außen und innen sind die Spanten beplankt.
Die uralten Nägel sind immer noch vorhanden. Nach 90 Jahren müßten sie ja eigentlich weggerostet sein in dieser salzigen Luft ... keine Spur, die könnten auch von letztem Jahr stammen:
Segelschiffe nähern sich auch heute noch der Küste:
Auch hier werden ab und zu die Steinpyramiden errichtet, über die ich ja neulich schon geschrieben habe. Eine Angestellte des Naturschutzes, die Besuchern ein paar Fragen erklärte, hat diese Pyramide kurz nach der Aufnahme aber wieder zerstört. Hier dürfen Menschen nichts errichten und nicht absichtlich in die Natur eingreifen. So erklären sich auch die recht gefährlichen Wege ...
... und diese Wege haben es echt in sich: lauter Wurzeln, die nach einem Regenschauer glitschig sind, angeln nach dem unvorsichtigen Wanderer. Vermutlich kamen so auch die Geschichten über die Trolle zustande: irgendein leicht angesäuselter Schwede marschiert durch den Wald, feuchtfröhlich beschwingt ... rums liegt er auf der Nase, ganz klar: ein Troll hat ihm ein Bein gestellt!
Carlo darf hier nur angeleint laufen, das paßt ihm natürlich nicht. Von Carlo ginge vermutlich auch keine Gefahr für irgendein anderes Tier aus, er kennt Hirsche, Hasen, Kühe ... aber im allgemeinen kann man gerade im Naturschutzgebiet Verständnis für den Leinenzwang haben.
Der ist in Schweden noch etwas strenger als hier, jedenfalls in der Theorie. Carlo konnte da, wo wir waren, eigentlich fast immer frei rennen.
Ungestört bauen sich große Spinnen (die hier war etwa 15 mm lang) Netze am Wegesrand.
Wir verlassen das Naturschutzgebiet und fahren nun die Ostküste abwärts. Leider gibt es, anders als an der Westküste, hier keinen befahrbaren Küstenweg. Wir müssen also eine größere Straße (die 136) nehmen und sehen die Küste kaum noch. Aber es lohnt sich trotzdem, denn die Bauern sind bei der Heuernte:
Die für Öland typischen Windmühlen stehen auch hier zu Dutzenden herum. Hier müßte mal dringend das Dach neu gedeckt werden:
Carlo genießt die abendliche Sonne und die weiten abgeernteten Felder. Wir können ihm lange Zeit zusehen, wie er ganz für sich rennt und spielt.
Kurz vor Sonnenuntergang zieht Nebel über das Land. Der Dunst schiebt sich von der See her die Hügel hoch. Wir Foto-Amateure können von so einem Licht gar nicht genug bekommen und müssen mehrmals anhalten, umdrehen, nochmal wenden und hier und da gucken, was geht ... und dabei sitzt und die Zeit im Nacken, denn wenn die Sonne erst weg ist, lohnen sich die Nebelbilder ja nicht mehr so.
Eine weitere Mühle in besserem Erhaltungszustand auf einem Acker - die Baupläne scheinen überall auf der Inseln die gleichen gewesen zu sein.
Die Höfe haben ab und zu architektonische Besonderheiten, hier ist fast jedes Haus sowieso ein Einzelstück. Alles gleich und einförmig liebt der Schwede scheinbar gar nicht! Wir halten das für eine sehr vernünftige Einstellung!
Jetzt sorgt das Gegenlicht für einen monochromen Eindruck von der Landschaft. Herrlich! Der Nebel ist weiter oben anscheinend dichter als unten, sonst würde die Sonne mehr blenden.
Richtig, es ist Hochnebel geworden, wie das nächste Bild zeigt - offenbar sorgt dafür die Wärme des Erdbodens. Diese Aufnahme entstand vom selben Platz aus wie die davor, nur dass ich mich um 180° gedreht habe:
Die fünf Windmühlen von Lerkaka, alle identisch gebaut, in einer Reihe. (Es sind wirklich fünf, die letzte ist leider verdeckt!) Solche Zusammenballungen findet man oft auf Öland. Außer mitten im Wald und unter Wasser findet man auf Öland wohl nicht einen Punkt, von dem aus nicht mindestens eine Mühle zu sehen ist - könnte man meinen! Es sind noch ungefähr 400 von ca. 2.000 Mühlen erhalten.
Wiederum genügt eine Drehung, um ein völlig anderes Motiv bei völlig anderem Licht zu erhalten, denn gegenüber wirken die Runensteine gegen den Sonnenuntergang besonders mystisch! In dem linken Stein mag man mit etwas Phantasie auch einen Wanderer mit Kapuzen-Umhang sehen ... oder auch einen Druiden ... wer weiß?
Eine letzte Mühle erwischen wir im letzten schönen Abendlicht. Der Hochnebel ist nun auch weg. Wir müssen auch gleich links abbiegen, damit wir irgendwo am Strand einen Platz zum Übernachten finden.
Hier die Karte vom Naturschutzgebiet Trollskogen:
(Das Wrack der "Swiks" liegt genau obenhalb vom "g" in "Trollskogen", und zwar an der breitesten Stelle des Strandes)
Und hier geht es zum nächsten Teil der Reise: Schweden 2016 - Tag 17 - An Ölands Ostküste herunter zur Südspitze